Zum Hauptinhalt springen

Unser Partnershop:

Tennis-point.de
Leistungssport, Seniorensport

Vize-Weltmeisterin Susanne Schweda

Erfolgreiches Comeback

Susanne Schweda aus Bonn hat bei den Mannschafts-Weltmeisterschaften (AK 65 +) in diesem Sommer mit dem deutschen Team den 2. Platz belegt. Wie in den letzten Jahren war die inzwischen 69 Jährige der Captain im DTB-Team. Für sie war es ein sensationeller Erfolg. “ Im Gruppenspiel haben wir überraschend Australien bezwungen und erst im Finale gegen die Amerikanerinnen verloren,“ erinnert sie sich gerne an das Turnier im kroatischen Umag.

Der Erfolg war für sie auch persönlich ein wichtiger Schritt zurück in die normale Tennis Realität. Gesundheitliche Probleme zwangen sie Ende 2017 zu einer längere Pause. Unerwartet und, so Susanne Schweda, wie aus heiterem Himmel, stoppte

damals eine Gürtelrose ihre Tennis Aktivitäten und Ambitionen. „Dreieinhalb Monate ging gar nichts mehr mit Tennisspielen,“ denkt sie nicht gerne an diese Zwangspause zurück. Zu allem Überfluss folgte wenig später, als sie sich gerade wieder an das Tennisspielen herantastete, das nächste Malheur. „In der Halle habe ich mir einen dreifachen Bänderriss zugezogen.“

Diese Leidenszeit überstand sie nach eigenen Aussagen entspannter. „Mein Bruder ist Orthopäde. Ihm verdanke ich, dass ich trotz des Handicaps schnell wieder ein wenig Sport treiben konnte,“ berichtet sie von sportlichen Aktivitäten wie Schwimmen, Radfahren und sogar Skifahren während der Reha-Phase mit einer Schiene am Bein. Aber an Tennisspielen war eben noch nicht zu denken. Tennis-Geduld war gefragt. Diese Zeit hat sie aber auch überstanden. Der Erfolg in diesem Jahr bei der WM hat sie belohnt und auch bestätigt durchzuhalten.

Inzwischen ist für Susanne Schweda alles wieder wie früher. Vor einigen Wochen nahm sie noch an einem ITF-Turnier auf Mallorca in Cala Ratjada teil, wo sie in der 3. Runde ausgeschieden ist. Im November nimmt sie noch an einem Turnier in wärmeren Tennis-Gefielden auf Zypern teil, bevor dann zum Jahresabschluss in Nümbrecht auch noch das traditionelle Nikolaus-Turnier auf ihrem Wettkampfplan steht. Dann kann Weihnachten kommen. Und die Tage werden dieses mal zuhause im Kreis der inzwischen erweiterten Familie gefeiert. Zum ersten Mal wird Enkelin Carlotta, kurz Lotti genannt, dann gerade mal ein gutes halbes Jahr alt, dabei sein. Die ganze Familie freute sich schon auf Weihnachten unter dem Tannenbaum.

In Duisburg hat Susanne Schweda 1951 das Licht der Welt erblickt. Drei Jahre später zog die Familie nach Bonn. Die damalige Bundeshauptstadt blieb bis heute der Mittelpunkt ihres weiteren Lebens. Ein Gastsemester als Lehramtsstudentin (Sport/Französisch) im französischen Grenoble sowie die Ausbildung als Referendarin in Emmerich blieben die Ausnahmen. Als „fertige“ Realschullehrerin wurde sie nach Siegburg versetzt. Trotzdem hielt sie Bonn die Treue. 40 Jahre unterrichtete sie an einer Realschule in Siegburg. „Mir hat es immer Spaß gemacht mit jungen Menschen zu arbeiten, außerdem konnte ich in diesem Beruf immer sportlich aktiv bleiben, weil ich im Sportunterricht meistens alles mitgemacht habe“, denkt sie gerne an die Schulzeit als Lehrerin zurück.

Es hätte ganz anders kommen. Da sie in einer Arztfamilie groß geworden ist, hätten ihre Eltern es ganz gerne gesehen, wenn die Tochter wie der Sohn auch Medizin studiert hätte. Aber Susanne Schweda hat sich durchgesetzt. „Ich hab meine Berufswahl nie bereut, auch weil ich in dem Job einfach mehr Freizeit hatte“, schiebt sie schmunzelnd nach.

Freizeit war für sie immer ganz wichtig und in der spielte der Sport und ganz besonders Tennis eine wichtige Rolle. „Ich war eine sportliche Allrounderin, hab alles möglich ausprobiert“, berichtet sie von ihren sportlichen Ambitionen. Tennis gehörte dazu. Mit acht Jahren machte sie erste Erfahrungen. „Ich habe zunächst eigentlich nur stundenlang gegen die Wand geschlagen, als meine Eltern auf dem Platz spielten“, erinnert sie sich an die Tennis Anfänge auf der Anlage von Grün-Weiss Godesberg. „Viele waren damals überrascht wie gut ich mit dem Schläger bereits umgehen konnte. Alle waren deshalb der Ansicht, dass ich mein Talent künftig im Verein als „richtige Tennisspielerin“ unter Beweis stellen sollte.“

Seitdem sie an der Wand „entdeckt“ wurde, spielt sie also Tennis mit viel Spaß und auch Leidenschaft. Wegen Schule, Studium oder Familie waren höher gesteckte Ziele zunächst nie das Thema. Aber irgendwie war ihr auch klar: „Wenn ich Seniorin bin, komme ich groß raus.“ Sie traute sich das zu. „Ich war fit, hatte Spass am Tennis und war auch ehrgeizig“, erläutert sie ihren 2.Tennis Bildungsweg. Und es klappte. Der Durchbruch gelang ihr bei den Deutschen Meisterschaften in Bad Neuenahr, als sie auf Anhieb ins Finale kam. Seitdem gehörte sie in den verschiedenen Altersklassen immer zu den Besten. Ihre nationalen Meistertitel kann sie deshalb kaum noch zählen. 15 im Einzel und sieben im Doppel sollen es gewesen sein.

Sie spielte sich in den Blickpunkt und wurde vor 19 Jahren zum ersten Mal vom Deutschen Tennis Bund (DTB) für die Weltmeisterschaften in Uruguay nominiert. Mit Heidi Eisterlehner und Heide Orth gewann sie ein Jahr später den WM-Titel. So ging es weiter. „Für die Weltmeisterschaften mit der Mannschaft habe ich in der Schule immer Sonderurlaub bekommen“, ist sie heute noch ihren Chefs von damals dankbar. Seit sie pensioniert ist, hat sie auch Zeit für die Einzel-Meisterschaften. Jetzt konnte sie ihre Zeit für Tennis verplanen. Sie hat sie genutzt.

Ihre ganz persönliches Higlights waren natürlich die Weltmeisterschaften. „Das ist immer was besonderes.“ Aber genauso gerne erinnert sie sich an ihren ersten Erfolg über Heidi Eisterlehner. „Der Sieg über die große Heidi Eisterlehner.war damals für mich was ganz tolles.“ Inzwischen hat sich alles relativiert. Auf dem Platz stehen sie sich inzwischen auf Augenhöhe gegenüber und mit der Mannschaft stehen ihre Namen für zahlreiche Erfolge deutscher Senioren- Mannschaften.

Ihre Ankündigung als Seniorin „groß rauszukommen“, war also nicht so dahergeredet. Sie wußte was sie wollte. Sie hätte auch eine Karriere als Wasserskifahrerin machen können. „Das war meine größte Leidenschaft“, verrät sie andere Talente und Ambitionen aus früheren Jahren. Der Rhein vor der Haustür und ein eigenes Boot zum ziehen waren günstige Voraussetzungen, auch abseits des Tennisplatzes, mal was ganz anderes auszuprobieren. Mit Spaß und auch Ambitionen. „Ich habe damals auch an Wettkämpfen in der Herrenklasse teilgenommen, weil es zu wenig Frauen in dem Sport gab“, erzählt sie von Rennen auf der Donau, dem Rhein oder auf dem dem Iysselmeer in Holland. Heute gönnt sie sich den Spaß auf dem Mono-Ski noch ab und zu im Urlaub. Das Skifahren auf Wasser wurde zum Hobby. Wen wundert es, dass sie seit ihrer Kindheit auch im Schnee eine leidenschaftliche und gute Skifahrerin ist. Inzwischen läßt sie es alpin etwas ruhiger angehen.Die Fitness für ihr Tennisspiel zieht sie -altersgerecht- aus ruhigeren aber nicht minder effektiven Aktivitäten wie Yoga, Pilates, Schwimmen oder Radfahren.

Tennis blieb immer die Nummer 1. Auch privat spielt der kleine Filzball eine große Rolle. Mit ihrem Lebenspartner Rainer Friemel, einem früheren Bundesligaspieler, bildet sie auf Turnieren auch ein starkes Doppel. Von ihrer Tennisbegeisterung soll künftig – irgendwann einmal – natürlich auch Enkelkind Lotti profitieren. „Ich würde ihr schon gerne die ersten Schläger beibringen“, träumt Oma Susanne von künftigen gemeinsamen Aktivitäten. Aber alles der Reihe nach. Zunächst hat sie für das nächste Jahr die Deutschen Seniorenmeisterschaften in Essen auf dem Kalender rot angestrichen.
Michael Thoma