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Thea Finke aus Bonn will Schiedsrichterin werden

Thea Finke hat ein großes Ziel. Die 19-Jährige möchte Profi-Schiedsrichterin im Tennissport werden. Und die Deutsch-Taiwanesin ist auf einen guten Weg. Sie bringt fast alles mit, was man braucht, um in der Branche weit kommen zu wollen. Sie spielt selbst Tennis auf einem ordentlichen Niveau. Chinesisch ist ihre Muttersprache, aber sie spricht auch fließend Deutsch und Englisch. Die 1,78 Meter Körpergröße helfen sicherlich, um den Ansagen als Stuhl-Schiedsrichtern den nötigen Nachdruck zu verleihen. Schon jetzt hat sie Einsätze in der Herren-Bundesliga gehabt, wie beim Spiel RW Köln gegen den TC Weinheim, wo sie vor 4000 Zuschauern souverän das Spiel von Oscar Otte schiedste.

Seit 2019 wohnt Theo Finke fest in Bonn, spielt bei den Frauen des Bonner THV mit LK4 in der Regionalliga. Sie gibt Training, aber hat den Sommer auch zahlreichen Einsätze als Schiedsrichterin gehabt. „Mein Vater ist Deutscher und meine Mutter Taiwanesin. Ich hab schon immer die Sommerferien bei den Großeltern in Bremen verbracht. Seit 2010 hat leistungsorientiert Tennis gespielt, war 2013 zehn Monate in einer Tennis-Akademie in Florida und hat seit 2014 sowie 16 und 17 Turnierrundreisen in Europa mit dem Wohnwagen und dem Wohnmobil unternommen. „Ich war mal bei einem J2-Turnier im Doppel im Halbfinale“, erinnert sie sich. Für den Bonner THV hat sie aktuell trotz des Abstiegs von acht Partien vier gewonnen.

Doch schon seit dem vergangenen Jahr ist ihre große Leidenschaft die Schiedsrichterei. „Ich habe einfach Patrick Mackenstein, der im DTB für Schiedsrichter zuständig ist, eine Mail geschrieben und gefragt, wo ich am besten als Schiedsrichterin in Deutschland anfangen soll“, berichtet sie. Er habe ihr den TVM empfohlen „Ich bin nach Bonn gezogen, weil ein Freund von mir den Verein empfohlen hat und ich finde die Stadt sehr schön“, begründet sie ihre Wahl.


Schon 2018 hatte Thea Finke Einsätze als Referee in der 1. und 2. Bundesliga bei den Damen und Herren, nachdem sie die C-Schiedsrichter-Lizenz im März 2018 abgelegt hatte und war auch bei den TVM-Verbandsmeisterschaften schon zweimal im Einsatz.

Dieses Jahr im März hat sie erfolgreich den dreitägigen B1-Kurs für Schiedsrichter abgeschlossen und im Oktober folgt die B2-Prüfung unter DTB-Bedingungen. Derweil sammelt sie viel Praxis als Stuhl-Schiedsrichterin. Nicht nur bei zahlreichen Herren-Bundesliga-Partien. „Ich war als Linienrichterin beim WTA-Turnier in Nürnberg im Einsatz. Zudem habe ich in Düren und in Stockholm bei den renommierten Tennis Europe Juniors-Turnieren auf dem Stuhl gesessen“, berichtet die 19-Jährige. Sie wird vom DTB gefördert und erhält von erfahrenen Schiedsrichtern auch viele Rückmeldungen.

Bei so vielen Einsätzen könne man zumindest einigermaßen sogar davon leben, verrät sie. Für einen Einsatz auf einem Turnier gäbe es schon mal bis zu 80 Euro Aufwandsentschädigung am Tag. Und meist sei sie dann vier Tage vor Ort und müsse nicht um Verpflegung und Hotel kümmern. „In diesem Sommer habe ich sicherlich 80 Prozent meiner Zeit in Tennis investiert. Also Trainerstunden geben und als Schiedsrichterin unterwegs zu sein“, fügt sie an.

Einen Studium in Bonn ist sie nicht abgeneigt. Sie hat zwar einen gymnasialen Abschluss in Taipei absolviert, doch das Abitür sei nicht komplett anerkannt worden. „Ich müsste dann noch mal für ein Jahr zurück nach Taipei“, sagt sie. Bei dem derzeit vollen Terminkalender scheint das momentan aber noch keine Diskussion zu sein.

„Für diesen Beruf ist es natürlich sehr gut, dass ich selbst gespielt habe“, beginnt Thea Finke mit der Erklärung, wie sie auf den ungewöhnlichen Berufswunsche gekommen sei. „Ich habe viele Turniere gespielt. Bei unfairen Konflikten habe ich immer gemerkt, wie wichtig ein guter Schiedsrichter ist. Das ist meine eigentliche Motivation.“ Vor dem nächsten Ausbildungsschritt bleibt sie ganz entspannt. „Ich bin mir sicher, dass ich das keine Probleme haben werde.“ Nur wenige haben den Sprung nach ganz oben geschafft. In Deutschland ist die Anzahl von Stuhl-Schiedsrichtern, die davon leben können mit vielleicht ein Duzend überschaubar. Vielleicht gehört Thea Finke demnächst dazu. Sie bringt alles mit und bislang ging es für sie auf der Karriereleiter nur steil bergauf. (Quentin Bröhl)