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Leistungssport

Rückblick: 2. Bundesliga Damen

Die 1. Damen von Grün-Weiss Aachen ist aus der 2. Bundesliga abgestiegen. Zum Abschluss gab es noch einen Erfolg beim Gladbacher HTC, der ebenfalls, mit nur einem Sieg auf der Habenseite, in den sauren Apfel des Abstiegs beißen muss. Den 1. Platz belegt das Team vom DTV Hannover, das damit in der kommenden Saison in der 1. Liga spielen wird.

In Aachen blieben sie trotz des Abstiegs recht entspannt und gelassen. Man war auf alles vorbereitet. Bereits vor dem Start in die Saison war sich Coach Thomas Batsch im Klaren, dass es eine schwierige Saison werden wird. „Wir befinden uns mitten im Umbruch“, schilderte er vor dem 1. Aufschlag das Umdenken der Clubphilosophie. Stichwort Strategiewechsel: „Wir wollen mit eigenen jungen Spielerinnen eine Mannschaft aufbauen, mit der sich auch die Clubmitglieder identifizieren können.“ Erste Erfolge deuteten sich an. „Wir hatten mehr Zuschauer bei den Heimspielen,“ freute sich nicht nur Spitzenspielerin Lea Gasparovic über den Zuspruch der eigenen Mitglieder. Der Sieg zum Schluss in Mönchengladbach versöhnte dann auch etwas.

In den Wochen zuvor bewegte sich das Team sportlich auf dünnem Eis, was sich auch in den Ergebnissen widerspiegelte: SCC Berlin 1:8, der kleine Lichtblick 4:5 beim THC Horn und Hamm, 2:7 gegen den Bielefelder TTC, 0:9 gegen den DTV Hannover, 2:7 beim Großflottbeker THGC, 1:8 gegen BW Halle, dann abschließend doch noch der 5:4 Sieg über den Gladbacher HTC. Ein „krönender Abschluss“ wie ihn die Aachener Zeitung in der Überschrift des Abschlussberichts mitfeierte.

Ergebnistechnisch war es natürlich eine Horrorsaison. Laut DTB-Statistik gewann das Team 359 Spiele, 680 gingen verloren. In Sätzen ausgedrückt: 32 Mal durfte gejubelt werden, 101 Sätze gingen an die Gegnerinnen. Viel weniger ging nicht. Damit war der Abstieg klar besiegelt. Trotzdem, die Trauer hielt sich in Grenzen.

Am Sieg geschnuppert hat das Team am 2. Spieltag beim THC von Horn und Hamm in Hamburg. Die Niederlage fiel mit 4:5 recht knapp aus. „Vielleicht haben wir damals in den Doppeln falsch aufgestellt“, ging die sportliche Leitung selbstkritisch in sich. So reihte sich später bis zum letzten Spieltag eine Niederlage an die nächste. „Wir haben uns trotzdem gut verkauft, sind nicht abgeschossen worden,“ war ein Fazit von Trainer Thomas Batsch. „Wir hatten eigentlich damit gerechnet, dass es schlimmer kommen würde.“

Die Mannschaft war in der Liga überfordert. Einzig Lea Gasparovic (Bild oben) sorgte für Ausschläge nach oben. Die mehrfache TVM-Meisterin lieferte die meisten Pluspunkte: jeweils vier Siege im Einzel und im Doppel. Im letzten Spiel beim Sieg in Mönchengladbach gelang ihr u.a. mit der erst 16-jährigen Romy Fohnen der Siegpunkt zum 5:4 Erfolg. Die Punktelieferantin haderte aber nicht mit der geringen Ausbeute ihrer Mitspielerinnen. Sie nahm sie sogar in Schutz. „Sie haben sich alle unheimlich reingehängt, aber sie waren teilweise einfach zu unerfahren“, verwies sie auf das Alter bzw. die Jugend der meisten Spielerinnen.

„Deshalb haben wir uns auch früh dazu entschlossen, wie wir das abstellen bzw. ändern können.“ Eine Verletzung kam ihnen dabei ganz gelegen. Konkret scheute man sich deshalb nicht vor vielleicht unliebsamen Entscheidungen. Da die Griechin Magdalini Adaloglou zum Start wegen einer Verletzung nicht einsatzbereit war, entschied das Trainerteam in den weiteren Begegnungen auf sie zu verzichten. Die jungen Spielerinnen sollten dafür Erfahrung im Bundesliga Alltag sammeln. Die neue Sichtweise zeigte erste Auswirkungen.

Die Griechin, die später nach einer Bauchmuskelzerrung wieder fit war, zeigte Verständnis für die Maßnahme. Sie war als Nummer 1 im Team verpflichtet worden. Lea Gasparovic: „Sie war nicht sauer.“ Und ganz wichtig im Profigeschäft: der Club konnte Geld sparen, das für die eigene Nachwuchsarbeit umgeschichtet werden konnte.

Diese Maßnahme gleich zum Beginn der Saison machte deutlich, dass sie es am Brüsseler Ring ernst meinten mit ihrer Umbruch Philosophie. Die Formulierungen sollten keine Worthülsen sein. Der Umbruch war somit allgegenwärtig.

So soll es auch weitergehen. Es wird sich nicht viel ändern. Sie wollen alle der neuen grün-weissen Herangehensweise treu bleiben. Auch Spitzenspielerin Lea Gasparovic bleibt im Boot. Sie hätte sicher die Möglichkeit erst-oder zweitklassig zu spielen. Bundesligaerfahrung hatte die 26-jährige vor Jahren beim Nachbarn Blau-Weiss (2013-2016) gesammelt, bevor sie den Hüpfer vom Luxemburger zum Brüsseler Ring wagte. Sie hat ihn nie bereut. „Ich fühle mich hier unheimlich wohl,“ lenkt sie die Aufmerksamkeit auf die familiäre Atmosphäre. „Wir haben unter den Spielerinnen aber auch zu den Mitgliedern ein tolles Verhältnis.“

Lea, die früher in ihrer Jugend als Toptalent gehandelt wurde, und auch selbst Ambitionen im internationalen Profitennis hatte, hat sich nun ganz der Trainerarbeit verschrieben. Als A-Trainerin ist sie im Verein hauptsächlich für die Leistungsteams verantwortlich. Ein Fulltime Job, wie sie selbst einräumt. Neben Thomas Batsch ist sie inzwischen auch für das Damen Team zuständig. „Es macht ihr auch Spaß, ihr Wissen und ihre Erfahrungen an die jungen Spielerinnen weiterzugeben. „Ich weiß aus eigener Erfahrung wie wichtig es ist, möglichst früh gefordert zu werden.“ Hinter dem Strategiewechsel steht sie 100%.

Wie es sportlich weitergeht, ist für alle Beteiligten schwierig vorauszusagen. Sportlich soll der neue Ansatz auch Früchte tragen. „Es kann dauern,“ sind sich Thomas Batsch und Lea Gasparovic einig. „In der Regionalliga können die jüngeren Spielerinnen aber auch die Erfahrungen sammeln, die für ihre eigene Karriere wichtig sein werden,“ hoffen die Trainer auf eine Win-Win Situation.

Die Mannschaft wird zusammenbleiben. Ein, zwei junge Spielerinnen aus den eigenen Reihen sollen noch dazu kommen Der Umbruch muss ja gefüttert werden. Ein nächster Aufstieg soll nicht ausgeschlossen werden, denn der gehört im Sport genauso dazu wie der Abstieg.

Text: Michael Thoma

Fotos: GW Aachen